Vertrauen beginnt dort, wo Hoffnung endet

– und führt aus der Fremdbestimmung heraus

Besondere Zeiten verlangen nach besonderen Maßnahmen. Und dass momentan besondere Zeiten – nämlich alles andere als gewöhnliche – sind, steht für die meisten von uns außer Frage.

Gewöhnlich ist das, was wir gewohnt sind. Das Gewohnte gibt uns ein Gefühl der Vertrautheit, der Sicherheit. Es erhöht für uns den Anschein der Wahrscheinlichkeit, dass alles wieder so wird, wie bisher. So wie es eben meistens ist. Unser vertrautes Umfeld.

Dort vertrauen wir. Und zwar darauf, dass die Dinge relativ normal, also im Rahmen unserer Normen und Werte, passieren. Mit allen Vor- und Nachteilen, die dieses Wertesystem für jede:n einzelne:n so mit sich bringt.

Repetitio est mater studiorum

Vertrauen wird maßgeblich durch Wiederholung erschaffen. Je öfter wir etwas wiederholen, desto mehr vertrauen wir, dass ähnliche Situationen eintreten werden. Weil wir bereits wissen, was kommt. Dies schafft ein Gefühl der Kontrolle. Und der Sicherheit. Deshalb mögen wir das Vertraute und damit auch die Wiederholung.

Doch je mehr wir diese Sicherheit durch Wiederholung suchen und dadurch Kontrolle erlangen, umso mehr verwirren uns Situationen, die wir nicht kontrollieren können.

Wir sind plötzlich aus der Bahn geworfen und fühlen uns schutzlos und verwundbar. Wenn dann noch ein Gefühl der Machtlosigkeit dazukommt, beginnen wir oftmals an Hoffnungen festzuhalten. Die Hoffnung ist der Fels in der Brandung, wenn Stricke reißen. Sie gibt uns Halt, doch sie hat auch ihren Preis.

Wer hofft, agiert nicht, sondern reagiert

Und ist damit der Willkür der Umstände ausgeliefert. Wir erhoffen uns zumeist Dinge, die uns scheinbar in der Außenwelt passieren oder eben nicht passieren sollen. Wir hoffen, dass wir im Lotto gewinnen, dass wir die Traumpartner:innen finden, dass die Führungskraft uns endlich so behandelt, wie wir das gerne hätten, dass das Wetter im Urlaub gut ist, dass wir lange leben… und 1000 Dinge mehr.
Wir hoffen, dass die Politik endlich einmal etwas tut, damit alles gut wird. Damit endlich alles so wird, wie es eigentlich niemals war.

Wir geben unsere Kraft in die Hände anderer und hoffen, dass diese Irgendjemands uns wieder in den sicheren Hafen unserer Werte und Normen zurückführen.

Viele Menschen leben in der Hoffnung, dass sich irgend etwas ändert. Wenige Menschen gehen einen Schritt weiter – sie ändern die Dinge selbst. Das funktioniert dann, wenn man sich Selbst kennenlernt und beginnt, diesem Selbst zu vertrauen.

Sich selbst zu vertrauen ist eine Kunst, die jede:r können kann. Die Hoffnung zu transformieren, ist der erste Schritt dazu. Denn wer sich selbst vertraut, braucht keine Hoffnung mehr.

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